Selbstverständliche Kinderarbeit

Nicht nur während der Schulferien, fast durchgängig waren wir als Kinder in die im Jahreslauf anfallenden Arbeiten einbezogen.

Das fing bei den täglichen kleinen Pflichten an: Holz holen für Herd und Ofen, Reisig zum Anfeuern und  Kleinbrechen (brockeln), Futterkartoffeln waschen, Hühner füttern, Botengänge übernehmen, am Samstag den Hof und die Straße fegen (d’ Gassa butza). Im Winter musste Heu und Stroh zur Schneidemaschine geschafft werden, damit der Vater, wenn er vom Wald kam, dieses häckseln konnte. Besonders stöhnte ich, wenn Futterrüben vom Keller geholt werden mussten, die waren nämlich besonders schwer. Zum Milchabliefern mussten wir ebenso ran, wie zum Viehputzen mit Striegel und Bürste.

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Bilder: Karin Traub und Carina Weber (Klasse 4b)

Arbeit gab es aber nicht nur im Haus für uns, auch draußen gab es genug zu tun. Beim Futterholen mussten wir manchmal über zwei Tage hinweg nachrechen. Bei der Heu- und bei der Getreideernte musste, nach dem Garbenaufstellen, das ganze Feld mit dem Schlepprechen abgerecht werden. Durch die Ernte im Handbetrieb blieben nämlich immer viele Halme liegen. Manchmal musste ich sogar die Zugtiere führen, wenn mit der Sämaschine gesät wurde, oder auch beim Rüben- und Kartoffelhacken.

Zwischen der Heu- und Getreideernte holte ein Lanz-Bulldog der Gutsverwaltung  Bürg gegen 13.00 Uhr uns Schulkinder zum Erbsenpflücken auf die großen Felder. Hier gab es dann wenigstens einige Mark zu verdienen.

Ab August waren wir dann zum Auflesen von Fallobst auf den verschiedenen Baumwiesen zu finden. Oft musste der schwere Obstsack selbst heimgekarrt werden. Dafür gab es aber auch etwas Taschengeld. Das konnten wir um diese Zeit, der Brettacher Markt nahte,  besonders gut gebrauchen.

Wenig später ging es dann mit Kartoffeln auflesen weiter. Für einen 15-kg-Korb gab es eine Prämie von immerhin fünf Pfennigen. Klar, dass wir besonders eifrig bei der Sache waren.

Auch das Abladen von Futterrübenwagen, oft bis in die Dunkelheit hinein, gehörte zu unseren Aufgaben. Die Rüben ließen wir über eine Rinne in den Keller rollen. Mit einer Holzspachtel, dem „Abputzerle“, wurden die Zuckerrüben vom gröbsten Schmutz freigemacht. Solche Arbeiten mussten natürlich auch gemacht werden, wenn Nässe und Kälte den nahen Winter schon ankündigten.

So hatten wir das ganze Jahr über, neben der Schule, jede Menge zu tun. Die Ferien bestanden dafür meist nur in einem Schulausflug oder in einem Besuch bei Verwandten in der Stadt. Urlaub war ein Fremdwort.

Nach einer schriftlichen Erzählung von Herrn Paul Ehmann, Internettext geschrieben von Nico Jung und Jonas Rüdinger (Klasse 4a)