Das Milchhäusle als Info-Zentrale

Die Milchsammelstelle an der Hauptstraße, wo man zur Kelter abzweigt, wurde morgens zwischen 7.00 und 8.00 Uhr und abends zwischen 18.30 und 19.30 Uhr von den Milchablieferern der kleinbäuerlichen Familienbetrieb aufgesucht.  Abgeliefert wurde die den Eigenbedarf übersteigende Milchmenge. Über einen wasserdurchströmten Oberflächenkühler floss die Milch in 40-Liter-Kannen, die ein Laster zur Bezirksmolkerei nach Neuenstadt transportierte.

Lange Zeit gab es im Ort weit über hundert Milchlieferanten. Die Milch wurde kuhwarm, also ungekühlt, ins Messgefäß geschüttet. Gleich anschließend wurde die Menge der angelieferten Milch ins Milchbüchle eingetragen. Das Milchgeld wurde monatlich in einem Gasthaus des Dorfes in bar ausgezahlt.  Man lieferte aber nicht nur Milch ab, sondern nahm zugleich Magermilch für die Schweinemast zurück und bezog nach Bedarf Butter und Backsteinkäse für den eigenen Haushalt.

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Wer in der Nähe des Milchhäusle wohnte, trug seine Milchkanne einfach zur Sammelstelle. Andere zogen die Milch mit den Milchwägele durchs Dorf. Aber auch Fahrräder mit Anhängern, später auch Mofas und Mopeds wurden als Transportmittel genutzt.

Gewöhnlich bildeten sich vor der Sammelstelle, nachdem das Geschäftliche erledigt war, kleine Gruppen, die immer etwas zu erzählen wussten. Über die Arbeit, das Wetter, „heut Abend“, am „Sundich“, über Dorfneuigkeiten und vieles mehr wurde gesprochen. Interessant war aber auch das „Schwarze Brett“, das am Milchhäusele hing und wo jeder mehr oder weniger Wichtiges bekannt machte: „Saatkartoffeln eingetroffen..., schöner Wurf Milchsäule (Ferkel) zu verkaufen..., Kupferkalk 83 zur Vorblütenspritzung jetzt vorrätig..., ab Montag Fallobstabnahme..., wegen Erkrankung des Chorleiters heute keine Singstunde des Männergesangvereins..., der Kirchenchor singt heute im Vereinshaus..., so sieht die Aufstellung unserer Fußballmannschaft fürs Wochenende aus..., Regenschirm gefunden...“  

Kurz und gut: Das Milchhäusle war Treffpunkt und Nachrichtenzentrale für das ganze Dorf. Eigentlich schade, dass es das heute schon lange nicht mehr gibt.

Nach einer schriftlichen Erzählung von Herrn Paul Ehmann, Internettext geschrieben von Vera Grosch und Amelie Gebhardt (Klasse 4a)